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Blog: Bestatter 31.01.2016
Bestatter – die Helfer im Hintergrund
Es ist acht Uhr morgens, und der Friedhof Neustift ist für die Öffentlichkeit noch geschlossen. Die Arbeiter sind damit beschäftigt die Wege vom in der Nacht gefallenen Schnee zu befreien. Der Neustifter Friedhof liegt an der Grenze zu Döbling und gehört zum 18. Wiener Gemeindebezirk. Er wird auch Neustifter Waldfriedhof genannt. Derzeit gibt es am Neustifter Friedhof 14.835 Grabstellen.
Um Zehn Uhr soll hier die Beerdigung eines Kindes stattfinden. Um kurz nach 8 treffen die Bestatter Robert Ziegler und Erik Topaloglu ein. Sie tragen schwarze Mäntel, weiße Hemden und hellblaue Krawatten. Sie sind angestellte des Bestattungsunternehmens Himmelblau. Die himmelblaue Farbe, in der auch der Bestattungswagen gehalten ist, ist ein freundlicher Farbtupfer in der sonst eher grauen Umgebung.
“Die Heizung dürfen wir nicht verwenden”
Als der Außendienstchef auftaucht, beginnen die Bestatter den Aufbahrungssaal für die Verabschiedung vorzubereiten. Der Saal ist kalt. “Das gehört alles den Wiener Bestattungen. Die Heizung dürfen wir nicht verwenden”, erklärt Herr Ziegler.
Mit Behutsamkeit wird der kleine Sarg aufgebahrt. Er ist so klein, dass er von einem alleine in den Armen getragen werden kann, er wiegt aber dennoch um die 10 Kilo.
Ein Gärtner bringt Blumenkränze, die, vor dem Sarg aufgestellt, den Saal trotz Kälte freundlicher wirken lassen.
Trauerkränze werden meist von Angehörigen und Freunden gespendet. Die Kosten für einen einzelnen liegen durchschnittlich zwischen 100 und 200 Euro.
Ein Herz aus Rosen
Herr Ziegler und Herr Topalolgu machen sich daran ein Herz aus Rosen auf dem Boden vor dem Sarg aufzulegen. Sie gehen mit größter Sorgfalt vor und schichten die Rosen mehrmals um, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Eine Stunde vor der Verabschiedung treffen die ersten Angehörigen ein. Die Stimmung ist sehr traurig und einige weinen.
Die Bestatter bitten die Angehörigen darum noch draußen zu warten. Vor der Beerdigung muss der Sarg noch zugeklebt werden.
“Es gibt viele Aufgaben für so ein kleines Schutzengerl”
Während der Messe hält der Vater des verstorbenen Kindes eine Ansprache, in der er sich bei allen Angehörigen bedankt und von dem Kind erzählt. “Ich weiß ihr alle reist, und arbeitet. Es gibt viele Aufgaben für so ein kleines Schutzengerl” Die Ansprache geht allen sehr nahe. Viele wischen sich Tränen aus den Augen.
Nach der Messe wird der Sarg von Herrn Topaloglu zur Grabstelle getragen. Hinter ihm der Trauerzug. Die herrschende Kälte macht den Trauerzug noch bedrückender.
X markiert das Grab
Am gesamten Friedhof sind Gräber zu sehen, die mit einem roten X markiert sind. Dies bedeutet, dass die Erhaltungskosten seit langem nicht mehr gezahlt werden und das Grab entfernt werden wird.
Zurück zu Himmelblau
Während die Trauernden sich am Grab von dem verstorbenen Kind verabschieden, macht sich Herr Topaloglu auf den Weg zurück in die Bestattungshalle. Dort muss alles abgebaut werden, da schon bald die nächste Bestattung stattfinden soll. Mit Routine bauen die Männer das liebevoll aufgebaute Ensemble aus Kerzen und Blumen wieder ab und tragen alles zurück in den himmelblauen Bestattungswagen.
Die zwei Bestatter machen eine Rauchpause, während sie darauf warten, dass die Trauernden gegangen sind, damit sie die Blumenkränze zum Grab bringen können.
Von der Band zum Bestatter
Auf dem Rückweg erzählt Herr Topaloglu, dass er durch einen Freund in seiner Band zu seinem Beruf gekommen ist. Dieser sei Sargträger gewesen und habe ihn einmal als Aushilfe mitgenommen. Der Job habe ihm so zugesagt, dass er sich als Bestatter beworben habe. Es sei ein Job für den man geeignet sein müsse. Man müsse Mitgefühl haben, dürfe sich die Trauerfälle aber nicht zu nahe gehen lassen.
Besondere Menschen
Den ganzen Tag am Friedhof zu verbringen und die Beerdigung eines Babys mitzuerleben, geht einem Nahe. Um das auszuhalten und den Angehörigen Ruhe vermitteln und Halt geben zu können, braucht es besondere Menschen.