Der Beruf des Trauerredners &
Interview mit Carl Achleitner

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In den tiefsten Momenten des Verlustes und der Trauer spielt ein:e Trauerredner:in eine zentrale Rolle. Dieser Beruf, der oft im Schatten steht, verdient jedoch eine nähere Betrachtung. Trauerredner:innen begleiten Angehörige in ihrer schwersten Stunde und helfen ihnen, einen würdevollen Abschied von einem geliebten Menschen zu gestalten.

Was zählt zum Beruf eines Trauerredners/
einer Trauerrednerin?

Ein:e Trauerredner:in gestaltet und hält Reden bei Trauerfeiern und Beerdigungen. Die Hauptaufgabe besteht darin, das Leben des Verstorbenen zu würdigen und den Hinterbliebenen Trost zu spenden. Diese Aufgabe erfordert nicht nur rhetorisches Geschick und Empathie, sondern auch ein tiefes Verständnis für Trauerprozesse.

Fähigkeiten und Eigenschaften die zum Berufsbild Trauerredner:in gehören

Ein gute:r Trauerredner:in zeichnet sich aus durch:

  • Empathie: Ein tiefes Einfühlungsvermögen in die Gefühle der Trauernden ist essentiell.
  • Zuhören können: Es ist wichtig, den Angehörigen aufmerksam zuzuhören, um die Persönlichkeit des Verstorbenen in der Rede widerzuspiegeln.
  • Redegewandtheit: Die Fähigkeit, Gedanken und Emotionen in passende Worte zu fassen, ist unerlässlich.
  • Diskretion und Respekt: Der Umgang mit sensiblen Informationen und der respektvolle Umgang mit den Trauernden sind Grundvoraussetzungen.

Wie wird man Trauerredner:in?

Der Weg, Trauerredner:in zu werden, kann vielfältig sein. Häufig kommen Trauerredner:innen aus beratenden oder seelsorgerischen Berufen. Es gibt jedoch auch spezielle Ausbildungen und Seminare, die auf diesen Beruf vorbereiten. Ein theologischer oder psychologischer Hintergrund kann hilfreich sein, ist aber nicht zwingend erforderlich.

INTERVIEW MIT CARL ACHLEITNER –
MIT DEM TOD IM ALLTAG

Carl Achleitner begann als Film- und Theaterschauspieler seine Karriere. Seit 2012 begleitet er auch Menschen auf ihrem letzten Weg – als Trauerredner hat er mehr als 3.500 Verstorbene bisher in dieser Tätigkeit verabschiedet. Nun ist er exklusiv für Bestattung Himmelblau tätig. Unser Interview gibt Einblicke in Carl Achleitners Alltag, der er gemeinsam mit dem Tod bestreitet.

Wie kommt man von einer Bühnenkarriere dazu,
sich als Trauerredner zu betätigen?

Die Idee kam von meiner Frau, die bei einer Beerdigung selbst eine Grabrednerin gehört hatte und schwer beeindruckt war. Anfangs war ich sehr skeptisch. Ich war mir unsicher, ob ich täglich mit den Themen Trauer und Tod umgeben sein möchte. Was mich schließlich überzeugt hat, ist die große Dankbarkeit der Angehörigen, die einem tagtäglich entgegengebracht wird. Jemanden in tiefster Trauer ein Stück helfen zu können, ist eine sinnstiftende Tätigkeit, die mir in meinem Leben bisher gefehlt hat. Als Trauerredner erreiche ich Menschen auf eine tiefere, nachhaltigere Weise als ich es je als Schauspieler konnte.

Sehen Sie Parallelen zwischen den beiden Berufen?

Ja und nein. Die Gewöhnung ans Rampenlicht und die Fähigkeit, vor Menschen sprechen zu können, ist ein Vorteil. Was hingegen der größte Unterschied ist: Als Trauerredner spiele ich nicht. Ich bin authentisch und einfach ich selbst. Nur wer ehrlich ist und keine Trauer heuchelt, kann Trost spenden.

Was macht ein freier Trauerredner?

Im Gegensatz zu religiösen Abschiedsrednern habe ich die Möglichkeit, den verstorbenen Menschen und die Hinterbliebenen in meiner Rede in den Fokus zu rücken. Dabei geht es nicht nur darum, den Verstorbenen zu würdigen, sondern auch den Angehörigen nahe zu sein, die Geschichte und die Bindung zur Familie zu betonen. Mein Ziel ist es, zu trösten und allen Beteiligten einen würdigen Abschied zu ermöglichen. Oftmals sind die Betroffenen in ihrer tiefen Trauer schlichtweg nicht in der Lage, selbst eine Rede zu halten. In diesen Augenblicken ist es wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der mit der nötigen Professionalität und dem nötigen Einfühlungsvermögen die richtigen Worte findet.

Wie bereitest du dich auf eine Trauerrede vor?

Ich verlasse mich auf die Erzählungen der Angehörigen. In den Vorgesprächen steht für mich immer die Frage der Liebe im Raum: Hat der Verstorbene Spuren der Liebe hinterlassen? Wenn ich darauf ein bejahendes Echo bekomme, fließt die Rede fast von selbst. Anstatt eine Liste von Fragen abzuarbeiten, ermutige ich Angehörige eher dazu, in sich zu gehen und das niederzuschreiben, was ihnen und ihrer Familie wichtig erscheint. Viele sind sich dieser Schatzkiste an Erinnerungen anfangs nicht bewusst. Es ist zudem ein wertvoller Schritt in der Trauerverarbeitung, denn es ermöglicht den Angehörigen, sich bewusst mit dem geliebten Verstorbenen auseinanderzusetzen und die schönen Momente noch einmal hervorzurufen.

Und wenn der Verstorbene keine Spuren der Liebe hinterlassen hat?

So etwas ist erst letztens passiert: Die Tochter konnte über ihre verstorbene Mutter kein einziges nettes Wort sagen. „Sie hat ihr Leben lang nie gelacht“, hat sie gesagt. Das ist bei mir hängen geblieben. Doch auch diese Mutter hat einen würdigen letzten Abschied verdient, man schimpft niemanden ins Grab hinterher. Somit habe ich diese Rede auf eine andere Art der Trauer bezogen, nämlich darauf, dass man im Leben nie zueinander gefunden hat. Ich hoffe, dass die negativen Gefühle mit dem Abschied ein Stück weit verarbeitet werden konnten.

© Oliver Betke

Die Bedeutung des Berufes Trauerreder:in

In unserer Gesellschaft, in der der Umgang mit dem Tod oft tabuisiert wird, bieten Trauerredner:innen einen unverzichtbaren Dienst. Sie schaffen einen Raum, in dem Trauer und Erinnerung ihren Platz finden. Dieser Beruf trägt wesentlich dazu bei, dass der Abschied von einem geliebten Menschen zu einem würdigen und heilenden Erlebnis wird.

Der Beruf Trauerredner:in ist weit mehr als das Halten von Reden. Es ist eine Berufung, die Sensibilität, Empathie und die Fähigkeit erfordert, in Worten Trost und Hoffnung zu spenden. In einer Zeit, in der der individuelle Abschied immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind Trauerredner:innen ein wichtiger Begleiter auf dem letzten Weg.

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