Inhaltsverzeichnis
- Skurrile Mythen über den Tod
- - Mythos 1: Haare und Nägel wachsen nach dem Tod weiter
- - Mythos 2: Leichen sind giftig und ansteckend
- - Mythos 3: Manche Verstorbene werden zu Wachsleichen
- - Mythos 4: Tote stöhnen
- Mythen über Bestattungen
- - Mythos 5: Manchmal werden Menschen lebendig begraben
- - Mythos 6: Ein Toter spürt die Einäscherung
- - Mythos 7: Die Asche wird bei der Kremation mit der des Vorgängers vermischt
- - Mythos 8: In einer Urne befindet sich tatsächlich nur Asche
- Mythen um die Trauer
- - Mythos 9: Trauer erfolgt in geordneten Stadien
- - Mythos 10: Trauer muss durch aktive Trauerarbeit verarbeitet werden
- - Mythos 11: Ein spielendes Kind trauert nicht

verfasst von
- Cora Seiter
– Lesezeit:
Minuten
Der Tod ist ein unvermeidlicher Teil des Lebens. Dennoch bleibt er für viele Menschen rätselhaft und beängstigend. Wo Wissen fehlt, entstehen oft Mythen und Halbwahrheiten. Diese haben im Laufe der Jahrhunderte zu zahlreichen Irrtümern rund um den Tod, den Umgang mit Verstorbenen und den Trauerprozess geführt. Welche verbreiteten Mythen zum Thema Tod halten sich besonders hartnäckig? Hier finden Sie es heraus!
Skurrile Mythen über den Tod
Seit Jahrhunderten ranken sich faszinierende und teils beunruhigende Vorstellungen um körperliche Veränderungen nach dem Tod. Diese Mythen entstanden oft aus der Beobachtung natürlicher Verwesungsprozesse, die ohne medizinisches Fachwissen leicht fehlinterpretiert werden konnten.
Mythos 1: Haare und Nägel wachsen nach dem Tod weiter.
Der weit verbreitete Irrglaube, dass die Haare und Nägel nach dem Tod einer Person weiterwachsen hält sich hartnäckig und findet sich sogar in Filmen und Literatur wieder. Tatsächlich ist ein Weiterwachsen der Haare oder Nägel nach dem Tod unmöglich, da die hierfür notwendigen Stoffwechselprozesse mit dem Tod enden.
Was tatsächlich geschieht: Nach dem Tod trocknet die Haut aus und zieht sich zurück, wodurch Haare und Nägel scheinbar länger hervortreten. Dieser optische Effekt entsteht durch die Schrumpfung des umliegenden Gewebes, nicht durch tatsächliches Wachstum.
Mythos 2: Leichen sind giftig und ansteckend.
Die Vorstellung vom „gefährlichen Leichengift“ hat eine lange Geschichte und wurde früher oft als Ursache für Epidemien angesehen. Während Verstorbene tatsächlich bestimmte Infektionskrankheiten übertragen können, existiert kein spezifisches „Leichengift“ im eigentlichen Sinne.
Was tatsächlich geschieht: Bei der Verwesung entstehen zwar Substanzen, die unangenehm riechen und auch hautreizend wirken können. Diese stellen jedoch für gesunde Menschen mit intakter Haut kein besonderes Gesundheitsrisiko dar. Bestatter und Pathologen schützen sich dennoch durch Handschuhe und weitere Schutzkleidung – nicht vor mysteriösem „Leichengift“, sondern vor möglichen Krankheitserregern und den allgemeinen hygienischen Risiken.
Mythos 3: Manche Verstorbene werden zu Wachsleichen.
Wachsleichen – auch Adipocire genannt – sind ein reales Phänomen, jedoch nicht in dem mysteriösen Sinne, wie es oft dargestellt wird. In der Geschichte wurden Funde von Wachsleichen oft mit übernatürlichen Kräften in Verbindung gebracht und führten zu Vampir- und Wiedergängermythen.
Was tatsächlich geschieht: Bei der Fettwachsbildung handelt es sich um einen natürlichen chemischen Prozess, bei dem Körperfette unter bestimmten Bedingungen – feucht, kühl und sauerstoffarm – in eine seifenähnliche, wachsartige Substanz umgewandelt werden. Dieser Prozess kann die Verwesung erheblich verlangsamen und den Körper teilweise konservieren.
Mythos 4: Tote stöhnen.
Berichte über stöhnende oder seufzende Tote haben über Jahrhunderte hinweg zu Schrecken und Aberglauben geführt. Diese Geräusche entstehen jedoch durch natürliche physikalische Prozesse und nicht durch eine „umherirrende Seele“ oder einen Lebensrest.
Was tatsächlich geschieht: Nach dem Tod sammeln sich durch bakterielle Zersetzungsprozesse Gase im Körper an. Werden diese Gase durch Bewegung des Leichnams oder durch zunehmenden Druck aus dem Mund gepresst, können tatsächlich Geräusche entstehen, die an Stöhnen erinnern. In früheren Zeiten, als Totenwachen üblich waren, wurden solche Phänomene häufiger beobachtet und führten nicht selten zu Panik. Heute wissen wir, dass diese Laute Teil des natürlichen Verwesungsprozesses sind und keinerlei Hinweis auf Bewusstsein oder Lebensfunktionen darstellen.
Mythen über Bestattungen
Alle Bestattungsarten unterliegen vielen Regelungen und professionellen Standards. Dennoch bestehen zahlreiche Missverständnisse über Abläufe und Praktiken, die bei vielen Menschen für Unsicherheit sorgen.
Mythos 5: Manchmal werden Menschen lebendig begraben.
Die Angst, lebendig begraben zu werden, zählt zu den ältesten und tiefgreifendsten Ängsten der Menschheit. Besonders im 18. und 19. Jahrhundert führte diese Furcht zur Entwicklung von Särgen mit eingebauten Klingelanlagen und Luftrohren.
Mit der modernen Medizin kann das Szenario lebendig begraben zu werden jedoch ausgeschlossen werden. Die Todesfeststellung erfolgt nach strengen medizinischen Kriterien und umfasst mehrere sichere Anzeichen wie fehlende Vitalfunktionen, Totenflecken und Totenstarre. In Zweifelsfällen kommen zusätzliche Untersuchungen wie EKG oder EEG zum Einsatz.
Mythos 6: Ein Toter spürt die Einäscherung.
Diese belastende Vorstellung beunruhigt viele Menschen, die eine Feuerbestattung in Betracht ziehen. Wissenschaftlich betrachtet ist diese Angst unbegründet: Mit dem Tod erlöschen alle Bewusstseinsfunktionen und die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden. Nach dem Hirntod ist keine Wahrnehmung mehr möglich.
Bei der Kremation wird die verstorbene Person ohnehin erst dann eingeäschert, wenn der Tod zweifelsfrei festgestellt wurde und alle gesetzlichen Wartefristen eingehalten wurden.
Mythos 7: Die Asche wird bei der Kremation mit der des Vorgängers vermischt.
Diese Befürchtung treibt viele Menschen um, ist jedoch unbegründet. Moderne Krematorien arbeiten nach strengen Qualitätsstandards und Vorschriften, die eine Vermischung von Aschen ausschließen. Jede Einäscherung erfolgt einzeln, und die Verbrennungskammer wird nach jedem Vorgang vollständig gereinigt.
Mythos 8: In einer Urne befindet sich tatsächlich nur Asche.
Anders als viele Menschen annehmen, enthält eine Urne nicht nur feine Asche, wie wir sie von verbranntem Papier kennen. Nach der Kremation verbleiben mineralische Bestandteile des Körpers, hauptsächlich Knochenreste. Diese werden in einem separaten Vorgang zu einem feinen Granulat verarbeitet, das in die Urne gegeben wird.
Mythen um die Trauer
Im Umgang mit Trauernden haben sich zahlreiche Mythen über Tod und dessen Verarbeitung entwickelt. Sie stimmen oft nicht mit der tatsächlich erlebten Trauer und aktueller Trauerforschung überein. Die Vorstellungen wie ein Trauerprozess ablaufen sollte kann die Trauerarbeit für betroffene manchmal sogar zusätzlich erschweren.
Mythos 9: Trauer erfolgt in geordneten Stadien.
Die Vorstellung, dass Trauer in klar definierten Phasen verläuft – etwa Schock, Verleugnung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz – ist weit verbreitet, aber übervereinfacht. Moderne Trauerforschung zeigt, dass Trauerprozesse individuell sehr unterschiedlich verlaufen können.
Trauer ist vielmehr ein wellenförmiger Prozess, bei dem verschiedene Emotionen kommen und gehen. Trauernde erleben oft gleichzeitig mehrere Gefühle oder springen zwischen verschiedenen emotionalen Zuständen hin und her. Der Vorstellung, dass eine „erfolgreiche“ Trauer eine bestimmte Reihenfolge durchlaufen muss, setzt heute eine flexiblere Sichtweise entgegen: Jeder Trauerweg ist einzigartig und wird durch persönliche, kulturelle und soziale Faktoren geprägt.
Mythos 10: Trauer muss durch aktive Trauerarbeit verarbeitet werden.
Die verbreitete Vorstellung intensiver „Trauerarbeit“ als notwendige Auseinandersetzung mit schmerzhaften Gefühlen entspricht nicht den neuesten Erkenntnissen. Es wird empfohlen, dass ein natürlicher Wechsel zwischen Trauerempfinden und Lebenszugewandtheit besonders förderlich ist.
Eine gezielte Konfrontation mit Trauergefühlen ist nur dann sinnvoll, wenn der Schmerz dauerhaft vermieden wird oder der Verlust nicht akzeptieren werden kann. In solchen Situationen bietet professionelle Trauerbegleitung wertvolle Orientierung für den individuellen Trauerweg.
Mythos 11: Ein spielendes Kind trauert nicht.
Wenn Kinder nach einem Verlust spielen und lachen, nehmen Erwachsene manchmal an, sie würden nicht trauern oder hätten den Verlust noch nicht verstanden. Dieser mit dem Tod in Beziehung stehender Mythos verkennt die besondere Art und Weise, wie Kinder mit Trauer umgehen.
Trauer bei Kindern äußert sich oft anders als bei Erwachsenen – sie „tauchen“ in ihre Trauer ein und wieder heraus. Sie können in einem Moment tieftraurig sein und im nächsten ausgelassen spielen. Dieses Verhalten stellt keine Verdrängung dar, sondern ist ein gesunder Schutzmechanismus, der Kindern hilft, mit überwältigenden Gefühlen umzugehen. Spiel ist für Kinder zudem ein wichtiges Mittel zur Verarbeitung von Erlebnissen und Emotionen.
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