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Die Presse Artikel 31.10.2015
Begräbniskultur: Ein Schnitzel für die Ewigkeit
Edelsteine, Naturstoffurnen und ein Schnitzel im Sarg? Allerheiligen ist ein guter Anlass, um über das Thema Begräbnis nachzudenken.
An den beiden ersten Tagen im November feiert die Kirche Allerheiligen und Allerseelen. Der 1. November gilt als hoher Festtag und ist anders als der 2. November kein Tag des Totengedenkens. Es soll das neue Leben gefeiert werden. Allerheiligen ist vom Glauben geprägt, dass der Christ nach dem Tod sein Lebensziel bei Gott erreicht hat und damit auch Heiliger genannt werden kann.
Die Wurzeln des Festes finden sich im Orient, wo man schon im vierten Jahrhundert ein Gedächtnis aller Märtyrer beging. Die Ausbreitung hängt möglicherweise mit der Weihe des Pantheons in Rom zu einer Kirche zu Ehren der Mutter Gottes und aller heiligen Märtyrer durch Papst Bonifatius IV. im Jahr 610 zusammen. So viel zur Geschichte, der überwiegende Teil der Bevölkerung nützt den Feiertag heutzutage jedenfalls zum Friedhofsbesuch. Und gleich, ob fromm oder nicht, am Ende bleiben wir alle hier.
Alte und neue Traditionen am Friedhof
Nachdem der Tod in diesem Kulturkreis aber zum Tabu tendiert, wissen Hinterbliebene nach einem Sterbefall oft nicht über die Begräbniswünsche ihrer Lieben Bescheid. Allerheiligen ist ein guter Anlass, um über das Thema nachzudenken. Bei einem Wiener Bestattungsunternehmen nachgefragt, zeichnet sich folgendes Bild: „Grundsätzlich muss man sagen, dass die meisten Kunden, vor allem in Wien, noch immer sehr traditionell eingestellt sind, was das Begräbnis betrifft. (Einsegnung durch einen Geistlichen mit Musik, danach Versenkung des Sarges in der Erde; ein Steinmetz graviert den Namen in den meist schon bestehenden Grabstein).“ Dies würde sich auch in der hohen Rate an Erdbestattungen (70-75 Prozent) im Vergleich zu Westösterreich (in Vorarlberg nur 10-25 Prozent) widerspiegeln, erklärt Georg Haas, Geschäftsführer des Privatbestatters Himmelblau.
Neue Entwicklungen sieht er eher in der Feuer- und Naturbestattung (z.B. am Friedhof Paxnatura). Naturstoffurnen, die nach einiger Zeit verrotten, nennt er in diesem Zusammenhang. Immer beliebter sei auch der Wunsch, aus einem Teil der Asche des Verstorbenen einen Edelstein anfertigen zu lassen, oder von Angehörigen oder Künstlern den Sarg oder die Urne bemalen zu lassen. Wer eine Urne allerdings zuhause aufstellen möchte, sollte wissen, dass hierfür eine Genehmigung notwendig ist. Die Asche „muss an einem pietätvollen Platz aufbewahrt werden.“ Beliebte Grabbeigaben sind derzeit Blumen, Fotos von Freunden und Familie, sowie Kaffee und Zigaretten, so Haas. Ungewöhnliche Anfragen gibt es bei Himmelblau allerdings auch: „Einmal haben wir einer Verstorbenen, die zu Lebzeiten sehr gerne Schnitzel gegessen hat, ein frisch zubereitetes Schnitzel der Angehörigen in den Sarg gelegt.“